Die Kapelle in dem alten Rittergutsdorf Alt Jargenow wurde im Auftrag des Grundherren Christoph Altwig von Blixen zum Gedenken an seine 1625 verstorbeneerste Ehefrau Sabina von Parsenow um 1625/26 errichtet.
Ein Fußbodenziegel am Altarpodest hält diese Erbauungszeit in Erinnerung. Der ursprünglich außen im östlichen Giebeldreieck angebrachte Wappenstein des Gründers enthält eine Inschrift, die sich auf den Bau der Kapelle bezieht. Das Allianzwappen aus Sandstein zeigt außer den Wappenschilden der beiden verbundenen Familien Blixen und Parsenow zwei weibliche Engel als Schildwachen. Der Wappenstein ist am unteren Rand der Kartusche auf 1626 datiert. Er befindet sich heute im Inneren der Kapelle, geschützt vor Witterungseinflüssen, die ihm in der Vergangenheit stark zusetzten. Eine Kunststoffdublette soll künftig im hoch gelegenen Giebelfeld wieder angebracht werden. Die Kapelle Alt Jargenow ist im Inneren ein schlichter Saalbau mit bretterbelegter Balkendecke. Den Außenbau bestimmen die beiden hoch aufragenden Giebeldreiecke, sechs breite Segmentbogenfenster und ein Rundbogenportal mit gefaster Archivolte in der Südwand. Oberhalb dieses Portals befindet sich ein Nischenfeld, über dessen ursprüngliche Inschrift und Gestaltung leider nichts bekannt ist. Der Wetterhahn auf dem Ostgiebel trägt die Jahreszahl 1727.
Bei einem Brand im Jahr 1830, an den ein steinerner Gedenkstein vor der Südwand und eine hölzerne Inschriftentafel im Inneren erinnert, wurden der bereits baufällige Kirchturm und Teile des Außenbaus zerstört.
Das damals noch vorhandene Inventar der Kapelle blieb erhalten. Eine durchgreifende Renovierung erfolgte 1869, finanziert durch das Gutspächterpaar August und Maria Schubert. Damals angebrachte backsteinerne Verzierungen auf der Portalseite gingen während der 2. Hälfte des 20. Jhs. wieder verloren. Der Bauzustand der Kapelle war zum Ende der DDR-Zeit ruinös. Mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz konnte das Gebäude 1994 grundsaniert und 1997 restauriert werden. Größere Mauerbereiche, die beiden Giebeldreiecke sowie die Flachdecke im Inneren mussten vollständig abgebrochen und neu aufgeführt werden. Die äußere Gestaltung des 17. Jhs. wurde wieder hergestellt. Zwischenzeitlich veränderte Fenster wurden in die renaissancezeitliche Ursprungsform zurückgeführt. Der Innenraum ist mit dunkelfarbenen Fußbodenziegeln ausgelegt, seine Wände sind mit heller Kalkfarbe geschlämmt und die flache Balkendecke grau angestrichen. Die Fenster mit Akanthusrahmung in Grisaillemalerei wurden 1997 renoviert. Ihre gelblich getönten Bleigläser mit farbiger Randleiste spenden der Kapelle ein stimmungsvolles Licht. Außer den bauzeitlichen Bemalungen in den Fensterleibungen haben sich biblische Wandsprüche über dem ausgekammerten, schlichten Altar, oberhalb des Eingangsportals und an der geschlossenen Westwand erhalten.
Zur Ausstattung der Kapelle gehört eine in Renaissanceformen gefertigte Kanzel aus dem Jahr 1652 mit ausdrucksstarken Reliefs der vier Evangelisten. Die Auftraggeberin war Christoph Altwigs Blixens zweite Ehefrau Katharina von Kahlden. Die ausführende Werkstatt ist nicht bekannt. Die farbliche Fassung des reich gegliederten Roll- und Knorpelschnitzwerkes wurde wohl im 20. Jh. überarbeitet.
Die Granittaufe ist wahrscheinlich mittelalterlich. Ihre quadratische Kuppa dürfte ursprünglich als Weihwasserbecken gedient haben. Sie steht auf einem achtseitigen Fuß aus Granit. Die zinnernen Altarleuchter stammen aus der Erbauungszeit, das Lesepult wahrscheinlich aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert. In der um 1951 entstandenen Leichenhalle hat sich eine eicherne Sargbahre von 1785 erhalten.
Die historisch sicher vorhanden gewesene Glocke ging verloren. Die heutige Glocke der Kapelle wurde 2006 erworben und im 2007 erbauten neuen Glockenstuhl aufgehängt. Dieses Instrument klingt auf den Schlagton „Es“. Sie wurde 1961 für eine westfälische Kirchengemeinde von der Firma Rincker gegossen. Ihre Inschrift lautet „Freuet euch in dem Herrn allewege! + Phil. 4,4“. Sie hat einen Durchmesser von 685 mm und ein Gewicht von mehr als vier Zentnern.
Der die Kapelle umgebende Friedhof weist einige historische Gräber auf. Der auf der Südseite stehende Lindenbaum dürfte das älteste Lebewesen des Ortes sein. Seine Pflanzung könnte in die Erbauungszeit zurückreichen. Vor einigen Jahrzehnten ist der doppelstämmige Baum zerbrochen. Heute steht nur noch der nach Norden aufragende Stamm.
Der klangschöne Kapellensaal eignet sich sehr gut für Konzerte, die hier seit 2011 in jedem Sommer stattfinden. Seit einiger Zeit ist die Jargenower Kapelle auch Aufführungsort für besondere Filme. Jeweils im Herbst erreicht unser „Kapellenkino“-Programm breite Aufmerksamkeit. Die ortsansässige Künstlerin Sil Zobel nutzt die Wände der Kapelle zur Präsentation moderner Kunst. So lohnt sich der Weg in die Alt Jargenower Kapelle aus vielen Gründen!
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